Das Naturschutzgebiet (NSG) zwischen Stettfeld und Ubstadt-Weiher ist eines der letzten naturnah verbliebenen Abschnitte der Kinzig-Murg-Rinne. Es liegt in einer feuchten Niederung am Westrand des Kraichgauer Hügellands, die nach der letzten Eiszeit durch die von den Rheinsedimenten nach Norden abgelenkten Schwarzwald- und Kraichgau-Zuflüssen entstand. Die stellenweise anmoorige Senke steht in deutlichem Kontrast zu den umliegenden, sandig-trockenen Böden der Hardtplatten. Ganz im Norden reicht das Gebiet bis an die Langenbrückener Senke, wo Schwarzjura im Untergrund ansteht.
Im Südosten erreicht der Kraichbach das Schutzgebiet. Er durchzieht den Stettfelder Bruch und knickt innerhalb der Schutzgebietsfläche in Richtung Nordwesten ab (s. Karte). Nach Unterquerung der Bahnlinie (Heidelberg - Bruchsal), fließt er parallel zur Kläranlage bei Weiher auf die K 3584 zu, um sich ca. 500 m weiter mit dem Katzbach zu vereinen.
Vor 50 Jahren sind im Stettfelder Bruch und Umgebung wechselfeuchte Futter- und Streuwiesen noch weit verbreitet. Über Gräben leitet man lange Zeit das mineralreiche Wasser aus dem Kraich- und Katzbach auf die Stettfelder Wiesen, um das Pflanzenwachstum zu fördern. Um 1960 wird die Wiesennutzung sukzessive aufgegeben. Schleusen und Wehre zur Wiesenbewässerung verfallen, Streuwiesen und Gräben verlanden. Der Strukturwandel in der Landwirtschaft beginnt. Heute beherrschen Schilf (Phragmites communis) sowie diverse Seggenarten (Carex acutiformis, C. disticha, C. vesicaria) die Bruchlandschaft. In den Saumzonen finden sich mächtige Silberweiden und Gebüsche aus Erlen und Eschen.
Als Brutgebiet für Vögel besitzt das NSG besondere Bedeutung. Die Vogelfauna umfasst 66 Arten; sie enthält mit 25 % einen hohen Prozentsatz an gefährdeten bis vom Aussterben bedrohten Vogelarten, wie dies für großflächige intakte Feuchtgebiete typisch ist. Erwähnenswert sind: Rohrweihe, Silberreiher, Wasseralle und Zwergtaucher. An landschaftstypischen Singvögeln finden sich Nachtigall, Weidenmeise, Schwarzkehlchen, Teichrohrsänger, Sumpfrohrsänger, Mönchsgrasmücke und Feldschwirl.
Über die gesamte Hardtebene bis hin zur Kinzig-Murg-Rinne kann man beobachten, dass die Grundwasserstände - beginnend mit der Tulla´schen Rheinbegradigung - kontinuierlich absinken, auch im hiesigen NSG. Dies bewirkt u. a. das Absterben zahlreicher älterer Bäume und das Austrocknen von Wiesengräben.
Hinweise für Besucher: Unterhalb von Stettfeld, in Verlängerung der Römerstraße - "Am Bruhrain" - führt ein Fußgänger- und Radweg von Stettfeld nach Ubstadt-Weiher entlang des Kraichbachs (in der Google Karte grün gestrichelt). Von hier hier aus sind stellenweise gute Einblicke in das NSG möglich. Eine Schautafel auf Höhe der Gemarkung "Neue Rosshäuser" erläutert Landschaft und Lebensräume. Ruhebänke laden zum Verweilen ein.
Literatur:
Hirsch, L. (1951): Zur geologischen Geschichte der Kinzig-Murg-Rinne. - Mitt.-BI. bad. geol. Landesanst. 1950, S. 84-89; Freiburg i. Br.
Brünner, G. (1971): Noch heute erkennbar. Der Kinzig-Murg-Strom prägte die Stadtlandschaft. - Badische Neueste Nachrichten, Ausgabe vom 17.8.; Karlsruhe.
Essig, W. (1993): Die Langenbrückener Senke: eine landschaftliche und geologische Besonderheit am Nordwestrand des Kraichgaus. - Kraichgau 13, S. 11-21. Sinsheim.