Der 440 m hohe Heiligenberg mit seinen Ringwallanalagen und Kultstätten bis hin zum Michaelskloster (gegr. 1023) belegt durch seine frühe Besiedelung und seiner beherrschenden Lage über Neckartal und Rheinebene, die Bedeutung als idealen Zufluchts- und Siedlungspunkt. Es zeugt für die genaue Kenntnis landschaftlicher Eigenheiten unserer Vorfahren, dass die Wahl auf den Heiligenberg fiel und nicht auf das gegenüberliegende Königstuhlmassiv. Die bislang geborgenen Funde beweisen, dass der Berg bereits in der vorrömischen Zeit mehrfach besiedelt war. Spuren menschlicher Besiedelung, die auf einen längeren Aufenthalt hinweisen, belegen die Jungsteinzeit (4500 bis 1800 v. Chr.), die Urnenfelderzeit (1200 bis 800 v. Chr.) und vor allem die Latènezeit (450 bis 250 v. Chr.). Das gefundene Material wie Gefäßscherben, Gürtelschnallen und Mahlsteine ruhte überwiegend im Boden des Südhangs des Berggipfels. Die Gegenstände wurden vermutlich durch spätere Bautätigkeiten (z.B. beim Bau der Thingstätte 1934) dorthin verfrachtet.
Der einst auch von den Kelten besiedelte Berg ist seit 2012 sog. "Grabungsschutzgebiet". Im Boden befindliche Überreste wie gemörtelte Mauern, Terrassen und Toranlagen oder sonstige Spuren sollen als Kulturdenkmal erhalten bleiben. Ebenso Gegenstände aus Keramik oder Metall, die - wie menschliche Überreste von Bestattungen - noch im Erdreich ruhen können. Wenn jemand hier graben möchte, braucht er die Genehmigung der höheren Denkmalschutzbehörde, der Landesdenkmalpflege Baden-Württemberg. Insbesondere bei Rodungsmaßnahmen stehen die etwa 2.400 Jahre alten Befestigungsanlagen am Heiligenberg, unter besonderem Schutz. Gefällte Bäume dürfen künftig nicht mehr über den Boden geschleift werden. Stattdessen müssen die Waldarbeiter die Stämme schwebend abtransportieren.
Die Ringwälle am Heiligenberg zählen zu den größten keltischen Befestigungsanlagen im südlichen Mitteleuropa. Auf insgesamt fünf Kilometer Länge umschloss hier ein doppelter Mauerring mit Holzzügen verzahnt die Höhensiedlung. Reste der Befestigungsanlagen sind im Gelände nur noch an wenigen Stellen erkennbar. Welche Feinde die Kelten von ihrer Siedlung fernhalten wollten, ist wissenschaftlich (noch) nicht erforscht. Sicherlich schützten die Befestigungsanlagen auch gegenüber den damals noch häufig in den Wäldern verbreiteten Großsäugern, wie Wolf und Bär. Auch, wie viele Menschen im fünften bis dritten vorchristlichen Jahrhundert auf dem Heiligenberg gelebt haben, wissen die Archäologen nicht. Es müssen aber eine ganze Menge gewesen sein, wie die rund 460 freigelegten Terrassen im Wald beweisen, auf denen die keltischen Häuser gestanden haben.
Vom Flugzeug aus ist das Gebiet durch Dr. B. Heukemes* in den 1950er Jahren genauestens untersucht worden. Der Wissenschaftler fand in den Jahren 1960 bis 1980 viele Eisenfunde aus der Latènezeit über beide Bergkuppen hinweg. Darunter zahlreiche Werkzeuge sowie mehrere Eisenbarren, die damals als Zahlungsmittel gehandelt wurden. Das vorort anstehende mangan- und eisenhaltige Gestein (Pseudomorphosen-Buntsandstein) lässt Rückschlüsse zu, dass auf dem Heiligenberg einst eisenverarbeitende Werkstätten existierten. Dies belegen auch die aufgefundenen eisernen Wagenradreifen aus jener Zeit.
Das Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart hat hierzu ein neues Buch herausgegeben: Die Publikation „Forschungen zum Heiligenberg bei Heidelberg. Forschungsgeschichte, Fundmaterial, Restaurierung“ ist in der Reihe „Forschungen und Berichte der Archäologie des Mittelalters in Baden-Württemberg“ erschienen und wurde am 23.01.2013 im Kurpfälzischen Museum der Stadt Heidelberg präsentiert.
* Dr. Berndmark Heukemes (1924 - 2009), ehem. Leiter der Archäologischen Abteilung des Kurpfälzischen Museums Heidelberg. Seine wissenschaftlichen Untersuchungen in der Rhein-Neckar-Region brachten zahlreiche Fundstellen von der Steinzeit bis zum Mittelalter zutage (archäologische Luftbildforschung). Mitgründer der Schutzgemeinschaft Heiligenberg e.V., der er bis 1997 vorstand. Für seine Verdienste wurde der Wissenschaftler 1985 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.